Lebensmittel

Schokolade mit Lavendel

Schokoladenraspel Lavendelblüten werden als Duftstoff und in der Küche als Gewürz verwendet, in jüngerer Zeit auch in Desserts. Vor zweieinhalb Jahren entdeckte ich bei einem Einkauf in einem Supermarkt in Belgien unweit der deutschen Grenze mit Lavendelöl parfümierte Milchschokolade. Unter denen, die hier für kleine Wanderungen unterwegs waren, war ich der einzige, dem sie schmeckte, aber ich war begeistert. Allerdings schlug die aparte Geschmackserfahrung auch bei mir einmal in leichte Übelkeit um, als mein Leckermaul nicht mehr genug davon bekam. Maßvoll genossen, beschert die Kombination von Lavendel und Schokolade ein ganz besonderes Geschmackserlebnis. Die Aromen oszillieren im Mund eher als dass sie verschmelzen – wobei der Kakaoanteil nicht zu hoch sein sollte, weil sonst der bittere Eindruck überwiegt.

Eines meiner Lieblingsgeschäfte in Düsseldorf ist der Schokoladenladen Gut & Gerne am Burgplatz. Wer einmal an edler Schokolade Geschmack gefunden hat, ist für Tafeln aus dem Supermarkt verloren. Zum Glück für meinen Geldbeutel kann ich meine Schokoladensucht in Zaum halten. Letztens stand ich vor dem Regal mit Produkten der belgischen Schokoladenmanufaktur Dolfin. Deren Tafeln kommen in einer Verpackung, die an die von Tabak für selbstgedrehte Zigaretten erinnern. Das ist praktisch, denn so hält die Schokolade auch bei sparsamem Naschen frisch. Dolfin ist auf Mischungen von Schokolade mit einem zweiten aromagebenden Bestandteil spezialisiert: z.B. Anis, Zimt, gesalzenes Karamel, frischer Ingwer, rosa Pfefferbeeren, grüner Tee – oder Lavendel. Da musste ich zugreifen.

Beim „Noir Lavande fine de Haute-Provence” werden Lavendelblüten in Zartbitterschokolade (52 % Kakao-Anteil) gemischt. Dies macht sich haptisch durch eine leichte Strohigkeit bemerkbar, die jedoch nicht unangenehm ist. Die ganze Lavendelblüte scheint mir auch besser verträglich als Lavendelöl zu sein. Wie auf dem Foto zu sehen ist, habe ich ein Stück Schokolade aus Neugier mit einem Messer geraspelt. Die einzelnen Lavendelblüten, welche die Zunge zu erkennen meint, sind jedoch mit dem Auge nicht auszumachen. Und als ich einen Pouilly-Fumé von 2008 offen hatte, bei dem die mineralische Komponente reifebedingt hinter ausgeprägtere Fruchtaromen getreten ist, konnte ich nicht umhin, diesen einmal mit der Lavendelblütenschokolade zu probieren. Das Ergebnis fand ich so sensationell, dass ich zugleich fast froh war, dass bei Lavendel zuviel nicht mehr schmeckt.

23. September 2011 von Kai Yves Linden
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