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Himmelblau

Versengte Baumstämme Im Juli bin ich mit meiner Familie einen Tag lang im und westlich vom Yosemite Valley umhergelaufen, dem zentralen Teil des großen Naturparks an den westlichen Hängen der Sierra Nevada, etwa 200 Meilen östlich von San Francisco, und habe, wie die anderen Touristen, ein paar Fotos gemacht. Der Himmel zeigte sich an diesem Tag wolkenlos und strahlend blau. Der Himmel ist hier wegen der geringen Verschmutzung der Luft durch Staub und künstliches Licht oft sehr klar: Auf dem Glacier Point, einem beliebten Aussichtspunkt am südlichen Ende des Yosemite Valley, ist nach Sonnenuntergang gut der Gegenschein zu sehen, die Streuung des Sonnenlichtes im interplanetaren Staub auf der dem Gestirn abgewandten Seite der Erde. Tagsüber wird das Sonnenlicht von Gasmolekülen und von Kolloiden, winzigen Tröpfchen und Teilchen, in der Atmosphäre gestreut, wobei die kürzeren Wellenlängen begünstigt werden, die von unserem Auge als Blau wahrgenommen werden. Ein klareres Himmelsblau hatte ich vor diesem Tag im Naturpark noch nie gesehen.

Im Tuolumne Grove, einem Mammutbaumhain am westlichen Rand des Naturparks, begeisterten mich die sich vor dem klaren Himmel abzeichnenden Silhouetten von Pinien und Zypressen, von grünenden und besonders von Waldbränden angebrannten und abgestorbenen Bäumen. Aufgrund der Anziehungskraft der jahrhundertealten hochgewachsenen Sequoia-Zypressen und seiner leichten Zugänglichkeit gleicht der Hain eher einem Stadtwald am Sonntag, doch ist er nicht so überlaufen wie der südlicher gelegene größere Mariposa Grove, in dem Busse mit offenem Oberdeck herumfahren. Waldbrände sind im Gebirgswald der Sierra Nevada, soweit sie natürlich verursacht wurden, Teil des Wachstumskreislaufs. Mammutbäume sind Pyrophyten: Ihre Borke ist besonders dick und ihre Zapfen öffnen sich erst durch Feuereinwirkung.

Das Blau des Himmels ist ein Verlauf von Helligkeit, Sättigung und Ton. Es ist am Zenith am blauesten, wenn nicht die Sonne in ihm steht, und wird zum Horizont hin milchiger. Der Verlauf verleiht der Farbfläche Räumlichkeit. Auf dem Foto hängt es auch von der Belichtung ab. Manchmal stimmt der Farbton nicht, manchmal sieht es etwas stumpf aus. In der digitalen Fotografie wird der Himmel häufig nachbearbeitet, sei es, wie in der Werbung, um „das Blaue vom Himmel zu versprechen”, sei es, um dem ursprünglichen Eindruck nahezukommen. Auch ich habe auf meinen Bildern, zurückhaltend, denn das ungewöhnlich ungetrübte Himmelsblau wirkt selbst schon fast unnatürlich, Hand an den Himmel gelegt: In meiner subjektiven Vorstellung steht hinter dem Blau das schwarze Weltall. Vielleicht neige ich deshalb zu einem Tonwert, der eine Nuance kälter als das klassische Azur ist. (Zur Fotogalerie→)

15. Oktober 2012 von Kai Yves Linden
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