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Paris im November

Métro In diesem Jahr war ich im November in Paris, wegen der Ateliers du Forum IRCAM (Workshops, bei denen sich einmal im Jahr Mitglieder einer Online-Community treffen und austauschen, die an das Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique angeschlossen ist). Zunächst hatte ich im Marais nach einem Zimmer gesucht, aber alles, was dort noch zu haben war, hätte das geplante Budget belastet. So habe ich den Zirkel etwas weiter gespannt und bin schließlich in einer Nebenstraße der Rue de la Roquette angekommen, welche Place de la Bastille und Cimetière du Père Lachaise verbindet.

Die Gentry der Künstler und Galeristen, die in den Achtzigern die Gegend der Bastille und den Faubourg (die einstige Vorstadt) Saint-Antoine zu erobern begann, folgt inzwischen dem einstigen Weg der Kondukte und ist im Viertel der Bougnats angekommen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorwiegend hier, im Quartier de la Roquette, mit Kohle und Wein handelten (‹Vins et Charbons›). Dies bedingt, dass es hier inzwischen eine vielfältige Auswahl an Esslokalen gibt. Mit dem Bus beträgt die Entfernung zur Place Igor Stravinsky etwa zehn Minuten, je nach Verkehrslage. Die Busfahrten haben mir gut gefallen, zumal ich mich die meisten Stunden der kurzen Herbsttage unter der Erde aufhielt ‒ das IRCAM liegt unter dem Brunnen der Automaten. Ohne das unterirdische Liniennetz der Métro wäre Paris nicht Paris, aber oft sind die Busverbindungen kürzer – und es gibt mehr zu sehen.

Die November sind in Paris, wie überall in den nördlichen Breitengraden Europas, eher trüb. Manchmal bricht die Sonne durch die Wolken und beleuchtet einzelne Streifen der Stadt. Während meines Aufenthalts war es immerhin zumeist trocken und nicht zu kalt. Einen ganzen Nachmittag habe ich auf dem Père-Lachaise verbracht. An einem Vormittag bin ich auf der Promenade Plantée bis zum Boulevard Périphérique gelaufen. Die erhöhte Lage auf dem Viadukt der ehemaligen Gütereisenbahnlinie entlang der Avenue Daumesnil ermöglicht einen ungewohnten Blickwinkel auf die Fassaden im Haussmann-Stil. Am Morgen vor der Abfahrt meines Zuges von der Gare du Nord kam ich, mit dem Rollkoffer flanierend — Ziellosigkeit ist die Methode des Entdeckens — eher zufällig am Canal Saint-Martin aus. Ansonsten bewegte ich mich zwischen den 4. und 11. Arrondissements, vorwiegend im Marais oder in einer der Ecken des von Rue de la Roquette und Boulevard Voltaire gebildeten Kreuzes. Auf meinen Wegen und Promenaden holte ich ab und zu die Kamera hervor, die ich immer unter dem Mantel dabei hatte. Viele Fotos sind verwackelt, weil ich die Belichtungszeiten falsch einschätzte. Die Augen adaptieren besser an Novemberwetter als ein Fotosensor. Aber einige der Fotos scheinen mir die Stimmung gut wiederzugeben. (Zur Fotogalerie→)

21. Dezember 2013 von Kai Yves Linden
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