Dies und das

Gelall

Der Tod einer geliebten Person in der Familie hat mich an dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke denken lassen: Der Tod.

Da steht der Tod, ein bläulicher Absud
in einer Tasse ohne Untersatz.
Ein wunderlicher Platz für eine Tasse:
steht auf dem Rücken einer Hand. Ganz gut
erkennt man noch an dem glasierten Schwung
den Bruch des Henkels. Staubig. Und: ›Hoff-nung‹
an ihrem Bug in aufgebrauchter Schrift.

Das hat der Trinker, den der Trank betrifft,
bei einem fernen Frühstück ab-gelesen.

Was sind denn das für Wesen,
die man zuletzt wegschrecken muss mit Gift?

Blieben sie sonst? Sind sie denn hier vernarrt
in dieses Essen voller Hindernis?
Man muss ihnen die harte Gegenwart
ausnehmen, wie ein künstliches Gebiss.
Dann lallen sie. Gelall, Gelall . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

O Sternenfall,
von einer Brücke einmal eingesehn —:
Dich nicht vergessen. Stehn!

(Die Einrückung des Anfangs der letzten Strophe wurde von mir zur Verdeutlichung der Reimbeziehung eingefügt.)

4. November 2011 von Kai Yves Linden
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