Musik

Permutationen des Hohen und des Niedrigen

Die heutige Weiberfastnacht lässt mich an ein Musikstück denken, das vage mit Karneval zu tun hat, Karneval als Ausnahmezustand und Umkehrung der Verhältnisse. ‹Ludus de Morte Regis› (Spiel vom Tod des Königs) für achtundzwanzigstimmigen Chor und elektronische Klänge habe ich im vergangenen November durch einen Vortrag des Komponisten Mauro Lanza, der 1975 in Venedig geboren wurde und heute in Frankreich lebt, bei den Ateliers du Forum IRCAM kennengelernt. Das Stück hat einige überraschende Momente, die davon rühren, dass sie menschliche klangliche Äußerungen beinhalten oder von solchen abgeleitet sind, die im Allgemeinen als unfein angesehen werden. Sie verursachen ein tieferes Erstaunen, dass etwa Fürze und Rülpser, ohne ihren subversiven Charakter zu verlieren, als gewissermaßen „natürliche“ Bausteine in einer Klangsprache erscheinen können, die durch ihre musikgeschichtlichen Bezüge und Modernität eindeutig dem „Hohen“ angehört. Das „Niedrige” wird auf diese Weise überhöht. Im (französischen) Programmtext zur Uraufführung beim Festival ManiFeste im Juni 2013 legt der Komponist den inhaltlichen Hintergrund des Werkes dar.[1] Eine Aufzeichnung der Uraufführung ist auf SoundCloud zu hören.[2]

1. Mauro Lanza (1975): Ludus de Morte Regis (2013) pour chœur et électronique. Brahms IRCAM (http://brahms.ircam.fr/works/work/33448/)
2. Mauro Lanza – „Ludus de Morte Regis“ (2013). SoundCloud (https://soundcloud.com/maurolanza/mauro-lanza-ludus-de-morte)

27. Februar 2014 von Kai Yves Linden
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