Philosophie

Ausgangspunkt

Vor einigen Jahren – mit neunzehn oder zwanzig – habe ich mir die Worte von Man Ray notiert, in denen er seine Kunstauffassung und Herangehensweise als Künstler zusammenfasst – eine Art Mini-Manifest. Auch heute finde ich meine eigene Auffassung – oder besser gesagt, Empfindung – in den einfachen Worten wieder: Eine Linie, ein Dreieck, ein Gesicht, ein Ei… können Ausgangspunkt für ein Abenteuer sein.

Der ganze Text lautet, im französischen Original:

Qu’est-ce que c’est une belle photo?
Qu’est-ce que c’est une belle femme?
Je ne sais pas.
Qu’est-ce que c’est une peinture abstraite?
Qu’est-ce que c’est une peinture figurative?
Je ne sais pas.
Je ne fais que des non-abstractions.
Si aujourd’hui je prends position,
demain il faut que je me contredis.
La poursuite de la liberté et du plaisir
efface toutes les idées.
S’il y a contradiction peu importe.
Une ligne, un triangle, un visage, un œuf…
sont tous bons comme point de départ pour une aventure.
J’ai toujours envié ceux pour qui une œuvre est un mistère.

In meiner deutschen Übersetzung:

Was ist ein schönes Foto?
Was ist eine schöne Frau?
Ich weiß es nicht.
Was ist ein abstraktes Gemälde,
was ein figürliches?
Ich weiß es nicht.
Ich mache nur Nicht-Abstraktionen.
Wenn ich heute Stellung beziehe,
muss ich mich morgen widersprechen.
Das Nachgehen der Freiheit und des Vergnügens
löscht alle Ideen aus.
Wenn es einen Widerspruch gibt, hat dies wenig Bedeutung.
Eine Linie, ein Dreieck, ein Gesicht, ein Ei…
können Ausgangspunkt für ein Abenteuer sein.
Ich habe immer diejenigen beneidet, für die ein Werk ein Geheimnis ist.

(Leider finde ich die Quelle nicht. Ich habe mir den Text einmal irgendwo herausgeschrieben.)

14. September 2011 von Kai Yves Linden
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