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Von Geisterhand

Die Transformation von Dokumenten in das Portable Document Format (PDF), De-facto-Standard für die Weitergabe von Dokumenten im Internet – per E-Mail oder per Download, geht heute sehr leicht von statten. Alle aktuellen Betriebssysteme unterstützen die Ausgabe als PDF im Druckdialog. Was non-virtuelle Drucker angeht, bieten einige schon, als Option der Kopierfunktion, den direkten Versand als PDF an eine E-Mail-Adresse an (Scan to E-Mail). Aber das, was die Maschinen fast wie von Geisterhand produzieren, entspricht nicht immer dem bestmöglichen Ergebnis. Wenn es darauf ankommt, lohnt es sich eine Software wie Ghostscript einzusetzen, die eine detaillierte Abstimmung der Parameter ermöglicht.

Wie vieles andere, das uns beim Desktop Publishing heute selbstverständlich ist, geht die Geschichte von PDF auf das Xerox PARC zurück. Das Palo Alto Research Center war eine anregende Umgebung für kreative Köpfe, weniger glücklich war das Management von Xerox bei der Kommerzialisierung der Entwicklungen. John Warnock, Entwickler der Seitenbeschreibungssprache InterPress, verließ deshalb Xerox 1982 und gründete die Firma Adobe. Die in PostScript umbenannte Seitenbeschreibungssprache wurde innerhalb von wenigen Jahren Standard beim Qualitätsdruck – in dieser Pionierzeit kein Wunder. Etwa zehn Jahre später, 1993, brachte Adobe PDF auf den Markt, dessen Seitenbeschreibungssprache auf dem gleichen Grafikmodell wie PostScript basiert.

Ghostscript ist, anders als der Name zunächst vermuten lässt, keine eigene Sprache, sondern ein Software-Paket, das PostScript und PDF interpretiert. Es gibt Distributionen[1] für unixoide Systeme (Unix, Linux, Mac OS X) und für Windows. Ghostscript ist eine Programmbibliothek, die mit einer Befehlszeilenschnittstelle kommt. Sie wurde 1986 von L. Peter Deutsch (der sich inzwischen vor allem der Komposition von Musik widmet) für das GNU-Projekt entwickelt. Andere Entwickler haben Zusatzprogramme beigetragen, die eine benutzerfreundliche grafische Oberfläche mit Vorschau über die Programmschnittstellen von Ghostscript legen.[2]

Ghostscript kann verwendet werden, um zwischen PostScript und PDF zu konvertieren, sowie um aus JPEG-Dateien ein mehrseitiges PDF zu generieren. Letzteres sieht auf der Befehlszeile etwa so aus:

$ gs -sDEVICE=pdfwrite -dNOPAUSE -dBATCH -dSAFER -sOutputFile=all4.pdf scan1.jpg scan2.jpg scan3.jpg scan4.jpg

Wenn die PDF-Datei etwa zu groß geworden ist, können wir sie mit folgendem Befehl etwas zusammendrücken, indem wir die Auflösung horizontal und vertikal auf 72 Punkte pro Zoll (-r72x72) und die JPEG-Komprimierungsqualität auf 25 % (-dJPEGQ=25) setzen:

$ gs -sDEVICE=pdfwrite -dNOPAUSE -dBATCH -dSAFER -r72x72 -dJPEGQ=25 -sOutputFile=all4-smaller.pdf all4.pdf

Was die hier nicht erläuterten Optionen bedeuten und welche es noch gibt, ist in der Dokumentation zu den einzelnen Versionen zu finden.[3] Die Manpage[4] des Programms listet die wichtigsten Optionen auf:

$ man gs

1. Projektseite für Ghostscript, sowie für die GUI-Frontend-Programme Ghostview und GSview: http://pages.cs.wisc.edu/~ghost/
2. Bei den grafischen Benutzeroberflächen ist die Situation allerdings ein wenig unübersichtlich. Inwieweit aktuelle Versionen vorhanden sind, auf welchen Betriebssystemen sie laufen und mit welchen Versionen von diesen die verschiedenen grafischen Benutzeroberflächen kompatibel sind, genannt seien hier die Programme GhostView (und seine Portierung auf Mac OS X, MacGhostView), GV und GSview, bedarf allerdings einer eigenen Recherche.
3. Auf der Startseite der Community-Site für Ghostscript: http://www.ghostscript.com wird ein Link zur Dokumentation zu den verschiedenen Versionen aufgeführt; einige Hinweise für die Ausgabe habe ich auf dieser Seite gefunden: http://pages.cs.wisc.edu/~ghost/doc/AFPL/8.00/Devices.htm.
4. Manual Page, de. Handbuch-Seite

27. September 2012 von Kai Yves Linden
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