Eindrücke

Eller Forst

Senke im Eller Forst Im Eller Forst habe ich mich seit meiner Jugend immer wieder aufgehalten. Heute wohne ich in unmittelbarer Nähe und gehe häufig durch den Wald, inzwischen fast jeden Tag – um mich eine halbe oder ganze Stunde lang mit zügigen Schritten fit zu halten. In meinen jugendlichen Jahren hatte ich etwa zehn Minuten mit dem Fahrrad bis zum Wald. Gut erinnere ich mich an die Stimmung eines Ferientages, an dem ich mich mit einer Tüte Kirschen, die ich vorher auf dem Markt gekauft hatte, an einer weichen und trockenen Stelle mitten unter die Bäume legte, durch deren Blätter das Sonnenlicht mild hervorleuchtete. Ich war allein ohne mich einsam zu fühlen. Weiterlesen →

29. Juli 2024 von Kai Yves Linden
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Eindrücke

Absurde Konklusion

Dieser Tage musste ich mich einer Operation am offenen Herzen unterziehen. In den nachfolgenden Nächten habe ich nicht viel geschlafen. Im Halbschlaf versuchte mein Gehirn Überwachungssignale, körperliche Wahrnehmungen und Gedankenschleifen in eine Ordnung zu bringen, die es mir nicht zuletzt ermöglichen würde, den wellenförmig aufkommenden Hustenreiz und das mit Schmerz verbundene Abhusten von Schleim besser zu kontrollieren. Nach wieder endlosem Durchlaufen sich wiederholender Übersetzungssequenzen – deren Unfug mir beim Erwachen zwischendurch jedesmal augenblicklich klar war – realisierte mein Gehirn schließlich, dass der Ansatz den Hustenreiz durch umleitende Zuordnungen in ein ausklingendes Kitzeln zu verwandeln – eine Idee, die vor dem Hintergrund meiner beruflichen Beschäftigung mit Hypertext und Internetadressen zu sehen ist – nicht zuletzt deshalb zum Scheitern verurteilt war, weil diese nicht festgeschrieben werden konnten, sondern immer wieder neu gedacht werden mussten. Weiterlesen →

30. Dezember 2023 von Kai Yves Linden
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Musik

Weihnachtspfeifer

Wenn es ein Land gibt, das für mich mit Weihnachten konnotiert ist, dann ist es Italien. Das ist natürlich ganz subjektiv. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Pifferari (Pfeifer), die ich nur aus Überlieferungen mir vorstellen kann, weil ihre Zeit lange vor der liegt, die ich unmittelbar erleben kann. Im südlichen Italien kamen die Pifferari, nach der in den Bergen verbreiteten Sackpfeife auch Zampognari genannt, arme Bauern und Hirten, vom Land in die Städte, vor allem nach Rom, um sich in der Zeit vor Weihnachten (Novena di Natale) mit Ständchen etwas dazu zu verdienen. Weiterlesen →

25. Dezember 2023 von Kai Yves Linden
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Musik

Musik über Musik

Glasspiegelung Manchmal suche ich in meinem privaten digitalen Archiv nach Beispielen, wie ich etwas einmal gelöst habe, oder ich bin irgendwie in Gedanken auf etwas gekommen, was dort zu finden ist, und habe Ideen für eine verbesserte Version. Letzteres ist der Fall bei meiner Radiophonie (in früheren Versionen auch Radiophone Sequenzen), einer Montage von Musik- und Sprachausschnitten aus Radioprogrammen in den Sendefrequenzbereichen Ultrakurzwelle, Kurzwelle und Mittelwelle, deren erste Version ich 1979 erstellt und 1985 um weitere Sequenzen ergänzt hatte.

Meine ursprünglichen Ausgangsideen waren zum einen das Drehen am Senderwahlrad (Standard beim analogen Empfang der vordigitalen Zeit) als durch das Medium gegebener Zwischenzustand und zum anderen die Anlehnung an die Schnitttechnik beim Film, die unterschiedliche Einstellungen in einen syntaktischen und damit in einen semantischen Zusammenhang bringt. Weiterlesen →

10. Dezember 2023 von Kai Yves Linden
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Musik

Das wohltemperirte Clavier, Fuga 14

Fuga 14 (WT1) Seitdem mir die kurzen Notenwerte aufgefallen sind, die in manchen Stücken der beiden Bände des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach in Ausnahme­stellung erscheinen, lassen mich diese nicht mehr los. In der fis-Moll-Fuge des ersten Bandes sind es zwei Sechzehntel, die die sonst fast durchgehende Achtel­bewegung einmalig im 29. von insgesamt 40 Takten beschleunigen. Es ist wahrscheinlich, dass Aufbau und Verlauf der Fuge einen Hinweis darauf geben können, was die aus­nahms­weise Noten­wert­ver­kleinerung motivieren könnte. – Um die Ausnahme zu verstehen ist es notwendig das Ganze zu verstehen. Weiterlesen →

6. Juni 2022 von Kai Yves Linden
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Literatur

Das Leben lügt nicht

An manchen Tagen höre und lese ich so viele schlechte Nachrichten aus der Welt, von Menschen, die unter Ungerechtigkeit und Willkür leiden müssen, dass am Ende fast nur noch Zweifel übrig bleibt. Unter denen, die verfolgt, gequält und eingesperrt werden, auch heute, auch in Europa, sind Dichter und Dichterinnen. Stellvertretend für so viele von ihnen zitiere ich hier die Zeilen eines Gedichtes von İlhan Sami Çomak, einem kurdisch-türkischen Dichter, in meiner eigenen Nachübersetzung einer Übersetzung von Caroline Stockford ins Englische.[1] Gedichte sind ein Mittel, uns zweifeln zu lassen, aber nicht verzweifeln. Weiterlesen →

5. Juli 2021 von Kai Yves Linden
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Musik

Das Licht, vom Dunkel geordnet

Vor einem Jahr, am 18. Juli 2018, ist der Komponist Wolfgang Hufschmidt vierundachtzigjährig verstorben. Ich habe ein wenig schlechtes Gewissen, denn das vorletzte Mal, als ich ihn bei einem Konzert sah, hatte ich versprochen, dass ich ihn mit einer Weinflasche besuchen werde. Leider ist es nicht mehr dazu gekommen. Das letzte Mal begegnete ich ihm wieder bei einem Konzert, da schien er mir schon gesundheitlich angeschlagen. Fünf anregende Jahre lang, die mein Denken beeinflusst und erweitert haben, nicht nur das musikalische, von 1982 bis 1987, war er mein Kompositionslehrer. Weiterlesen →

18. Juli 2019 von Kai Yves Linden
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Musik

Das Ende aller Zeit

Weiße Rosen, tongetrennt Vor ein paar Wochen stolperte ich beim Aufräumen meiner privaten Archive über eine Instrumentierung des Præludiums Nr. 10 e-Moll aus dem ersten Band von Bachs Wohltemperierten Klavier, die ich 2000 für eine GM-kompatible Synthesizer-Disposition angefertigt hatte. Damals hatte ich zu meiner Bearbeitung notiert:

Mir gefällt an diesem Stück von Bach besonders die ein- und ausfedernde Bewegung von einem harmonisch-melodischen Punkt zu einem anderen. Die formale Asymmetrie des Præludiums deutet vielleicht an, dass die Bewegung gewissermaßen nur in eine Richtung zielt. Dies habe ich durch gelegentlichen Druck auf die Stimmung der flötenartigen Solostimmen zu unterstreichen versucht. Weiterlesen →

15. Juni 2019 von Kai Yves Linden
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Foto

Ölgangsinsel

Ölgangsinsel Das Naturschutzgebiet Ölgangsinsel umfasst das Gebiet einer einstigen Insel des Rheins und eines verlandeten Nebenarms, der nur noch bei Hochwasser durchflutet wird. Es liegt zwischen dem Düsseldorfer Stadtteil Heerdt, den Häfen von Düsseldorf und Neuss und der Hammer Eisenbahnbrücke, von deren Neusser Seite aus der Zugang zu Fuß möglich ist. Die heutige Halbinsel, die wie ein Rest natürlicher Flusslandschaft erscheint, wurde einige Jahrzehnte lang als Forst für die Nutzung von Pappelholz bewirtschaftet, bevor sie 1977 als Schutzgebiet ausgewiesen wurde. Seitdem wird die Entwicklung der Vegetation der natürlichen Sukzession überlassen, was Nicht-Biologen wie ich mit „alles einfach wachsen lassen“ umschreiben. Weiterlesen →

14. April 2019 von Kai Yves Linden
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Eindrücke

Der automatisierte Mensch

Auf meinem Weg von der Arbeitsstätte nachhause komme ich über eine große Kreuzung. Letztens wurde ich hier Zeuge einer merkwürdigen Szene an einem Fußgänger- und Fahrradübergang. Anders als in anderen Städten haben die Fußgängerampeln in Düsseldorf eine gelbe Phase. Ein leichtsinniger Radfahrer befuhr den Übergang, als die Ampel bereits von Grün auf Gelb wechselte. Als er etwa die beiden ersten von fünf Kraftfahrzeugspuren hinter sich hatte, sprang die Ampel für die vor dem Übergang wartenden Autofahrer auf Grün um, die daraufhin unverzüglich auf drei Spuren losfuhren. Weiterlesen →

9. August 2018 von Kai Yves Linden
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