Rezepte

Lindenblüten

Linde Wenn es nicht regnet, liegt in Straßen, in denen Linden stehen, Honigduft in der Nase. Zuerst blühen, im Juni, die Sommerlinden, deren botanischer Name Tilia platyphyllos sich auf ihre größeren Blätter bezieht. Nicht erst im Winter folgt die Blüte der Winterlinden, botanisch Tilia cordata wegen der Herzform der Blätter (die bei anderen Lindenarten kaum weniger ausgeprägt ist) – nur zwei oder drei Wochen versetzt. Noch etwas später blühen die Silberlinden, Tilia tomentosa benannt nach ihren weißfilzig behaarten Trieben. Allen drei der bei uns verbreitesten Lindenarten gemeinsam ist der hohe Zuckergehalt des Nektars. „Lindenhonig“ kann übrigens auch Honigtau enthalten, also von Bienen gesammelte Ausscheidungen von Läusen oder Zikaden, „Lindenblütenhonig“ dagegen stammt nur aus Blütennektar. Der Totenfall von Bienen und Hummeln, der besonders im späteren Sommer unter Lindenbäumen häufiger zu beobachten ist, hat – neben anderen Gründen, wie gewöhnliche Überalterung – die Duftintensität der Lindenblüten zum Grund, die auch anhält, wenn sich kein Nektar mehr in der Blüte befindet: Die Tiere werden vom Duft angezogen, aber nicht ausreichend mit Zucker versorgt, um ihren Energiebedarf zu decken. Erschöpfte Bienen können mit Zuckerwasser gerettet werden – wegen des allgemeinen Bienensterbens erwägenswert – das aus einer Mischung von Fruchtzucker (Fructose), Traubenzucker (Glucose) und raffiniertem Zucker (Saccharose) hergestellt wurde – oder, wenn nicht vorrätig, nur einer der Zuckerarten. Bei der Fütterung ist darauf zu achten, dass die Flügel nicht verkleben.

Ein Aufguss von Lindenblüten wird in Frankreich (tisane de tilleul) nicht nur als Mittel zur Beruhigung oder gegen eine Erkältung, sondern gern auch besonders im Sommer zur Erfrischung getrunken, als Alternative zu Verbene, Minze und anderen Kräutern. Lindenblüten eignen sich nicht nur als aromagebende Zutat in heißem Wasser (bei uns in Deutschland oft als Kräutertee bezeichnet, ohne dass Blätter der Teepflanze verwendet würden) oder in kaltem kohlesäurehaltigem Wasser – Brause (wenn Zitrone als Zutat dabei ist: Limonade) – oder in Desserts etwa auf Grundlage von Sahne oder Mascarpone, sondern auch gut zu Eierspeisen und in deftigen Kräutermischungen. Selbst gekochtem Fisch oder Krabben können Lindenblüten bzw. ein Lindenblütenaufguss als Gewürz eine außergewöhnliche Note verleihen.

Für eine Infusion oder Tisane werden etwa 50 Gramm getrocknete Lindenblüten auf einen Liter Wasser verwendet. Nach Belieben mögen etwas Minze, sowie Zitronen- oder Orangensaft hinzugefügt werden.

13. Juni 2011 von Kai Yves Linden
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