Category: Künste

  • Niemandsland

    Letztens wollte ich mal wieder einmal etwas von Handke lesen, und kam auf das Jahr in der Niemandsbucht, vom autobiografischen Hintergrund dieses Buches wissend. Ich war neugierig, etwas über Handkes Beweggründe für den Rückzug in eine Gegend zu erfahren, die sich irgendwo am Rand der Großstadt Paris befindet, das geschäftige Treiben in Blickweite, einen Apfelbaum…

  • Zeit-Linie

    Das prominenteste Merkmal der Musik Afrikas der Subsahara ist der Rhythmus. Seine Grundlage ist (eine zumeist nur gedachte) durchgehende Perkussion[1], deren Geschwindigkeit einem mehr oder weniger beschleunigten menschlichen Puls entspricht. Den Grundschlag (beat), der Tempo und tänzerische Bewegungen bestimmt, überlagern langsamere und schnellere Zeitschichten, die jeweils zwei oder jeweils drei Schläge zu einer Periode zusammenfassen…

  • Gelall

    Der Tod einer geliebten Person in der Familie hat mich an dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke denken lassen: Der Tod. Da steht der Tod, ein bläulicher Absud in einer Tasse ohne Untersatz. Ein wunderlicher Platz für eine Tasse: steht auf dem Rücken einer Hand. Ganz gut erkennt man noch an dem glasierten Schwung den…

  • Lyrischer Draht

    Zwölf Jahre ist lyrikline.org jetzt online: Die von der Literaturwerkstatt Berlin initiierte und von verschiedenen deutschen und internationalen Partnern unterstützte Web-Site stellt Tondokumente zur Verfügung, in denen Dichterinnen und Dichter ihre Gedichte selber vortragen, zusammen mit den Texten und Übersetzungen. Die Idee ist hervorragend, denn sie bietet eine Möglichkeit, moderne und zeitgenössische Lyrik aus dem…

  • Spiele

    Heutzutage ist ein Klavier kein selbstverständliches Möbelstück eines bürgerlichen Haushaltes mehr. Von einer Stadtplage „Clavierseuche”, wie sie der Musikkritiker Eduard Hanslick in der Mitte des 19. Jahrhunderts sah, ist folglich schon länger keine Rede mehr. Musik kommt heute vielmehr meistens aus der Konserve, und dies bei weitem allgegenwärtiger als es das Geklimper gut erzogener Mädchen…

  • Ausgangspunkt

    Vor einigen Jahren – mit neunzehn oder zwanzig – habe ich mir die Worte von Man Ray notiert, in denen er seine Kunstauffassung und Herangehensweise als Künstler zusammenfasst – eine Art Mini-Manifest. Auch heute finde ich meine eigene Auffassung – oder besser gesagt, Empfindung – in den einfachen Worten wieder: Eine Linie, ein Dreieck, ein…

  • Zahlen im Kopf

    Gestern habe ich mir noch einmal Prénom Carmen (Vorname Carmen) angeschaut, meiner Ansicht nach einer der besten Filme von Jean-Luc Godard. Der mit 80 Minuten knapp abendfüllende Film von 1983 wirkt wie mit leichter Hand hingeworfen. Tatsächlich hat JLG /ʒi’ɛlʒe/ – wie Franzosen ihn in ihrer Vorliebe für Akronyme auch nennen – seine Art Filme…

  • Pastiche

    In der Zeit nach der Moderne, in der Postmoderne gibt es in der Kunst – was ihre Analytiker als Reflex dessen eingeordnet haben, was sie als Beliebigkeit oder Austauschbarkeit bezeichnet haben, eine Folge der Anonymisierung des Kapitals – keinen allgemeingültigen Stil, damit aber auch keinen Personalstil mehr, der sich von einem verbindlichen Zeitstil absetzte, oder…

  • Scherben

    Nicht nur für Liebhaber künstlerischer Keramik, auch für Kunstinteressierte wäre es ein Versäumnis, etwa auf einer Fahrt zwischen Sancerre und Bourges (oder gelegentlich Degustationen bei Winzern der Appellation Menetou-Salon), nicht einen Abstecher zum Weiler La Borne (im Kanton Henrichemont) zu machen. (Der Titel des Artikels übrigens meint den Scherben, fr. tesson, wie in der Töpferei…

  • Iris, Mohn, Akelei

    Die drei Blumen, die ich vor acht, neun Wochen fotografiert habe, sind inzwischen wieder verblüht. Ich brauche beim Sortieren und beim Bearbeiten etwas zeitlichen Abstand zur Aufnahme. Der Blick ist unvoreingenommener, offener, nicht zuletzt, weil ich inzwischen vergessen habe, wieviel Aufwand die Aufnahme unter Umständen gekostet hat. Es fällt dann leichter, Misslungenes zu löschen, und…