Internet
Standortbezogen
Eine Unzahl von Satelliten schwirren um unseren Planeten, viele davon allein zu unserem Komfort, etwa Fernsehsatelliten. Viele Technologien, die als Teil einer militärischen Infrastruktur entwickelt wurden, etwa das Internet, haben große Bedeutung im zivilen Leben erhalten und prägen den Lebensstil unserer Zeit, so auch Positionsbestimmungssysteme wie GPS. Es soll inzwischen Leute geben, die ohne Navigationsgerät im Auto in der eigenen Stadt nicht mehr nach Hause finden würden. Das Mobiltelefon hat für manche Menschen die Bedeutung eines Körperteils. Die Gefahr eines solchen Wahns ist bei einem Smartphone besonders gegeben, denn es vereinigt in sich und verbindet viele Funktionen, die über die Nutzung eines (terristrischen) Mobilfunknetzes für die Telekommunikation hinausgehen – basierend auf einer oder mehrerer Kameras (vorn und hinten), Sensoren und einem Empfänger für die satellitengestützte Positionsbestimmung. Es gibt Menschen, auch junge, die den technologischen Versuchungen widerstehen. Und es lässt sich kaum leugnen, dass die Versuchung der Smartphones Beschleunigung mit sich bringt und auch die Gefahr von Entfremdung und Fetischismus in sich birgt. Aber die Möglichkeiten, die sich bieten, verlangen einiges an Askese, um diesen Widerstand aufrechtzuerhalten.
Verknüpfung und Nahtlosigkeit ist das Paradigma eines Smartphones. Ein Headset – den es gleichwohl schon beim feature phone gab – veranschaulicht das: Die Nutzung kann von einem Augenblick auf den anderen vom Musikhören zum Telefonieren übergehen. Doch es gibt Anwendungen, die für nicht wenige ein Smartphone selbst ohne Telefonie noch attraktiv genug erscheinen lassen würden. Standortbezogene Dienste (location-based services) erleichtern das Zurechtfinden in der Umwelt. Eine App wie DB Navigator[1], die Fahrpläne des öffentlichen Verkehrs und Navigationsinformationen (Karten, Zeit, Position) integriert, ermöglicht es, mit öffentlichen Verkehrsmitteln einen gewissen Einklang zwischen Spontanität und Zielorientierung herzustellen, der einen Gewinn an Lebensqualität mit sich bringt – einfach weil man schneller voran kommt, ohne den Weg vorher geplant zu haben. Voraussetzung ist natürlich ein gut ausgebautes Liniennetz, was nicht überall gegeben ist. Aber auch dort, wo es vorhanden ist, hält sich die Begeisterung manchmal in Grenzen: Die Busse in Düsseldorf etwa kommen gelegentlich wann sie wollen, je nach Verkehrslage zu früh oder zu spät, pünktlich nur, wenn es nicht anders geht, und die App verfügt leider nicht über Echtzeitinformationen für diese Verkehrsmittel. Trotzdem ist DB Navigator definitiv eine „Killer App”.
Bei der spontanen Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel kann sich der Erwerb einer Fahrkarte schwierig gestalten. Genügend Kleingeld im Portemonnaie nützt nichts, wenn der Automat nicht funktioniert oder im näheren Umkreis nicht vorhanden ist oder die Fahrkartenausgabe beim Busfahrer kaputt ist. Zwar ist es nachvollziehbar, wenn auch bedauerlich, dass Verkehrsbetriebe Gelegenheitsfahrgäste, die Kosten verursachen und nicht so einfach kalkulierbar wie Abonnenten sind, nicht mögen. Doch viele potentielle Nutzer schreckt die Schwierigkeit des Fahrkartenerwerbs wahrscheinlich schon ab. Abhilfe oder mindestens Milderung schafft ein Dienst wie HandyTicket Deutschland[2]. Mit der App des Anbieters, an dem Verkehrsverbünde in verschiedenen Städten und Regionen beteiligt sind, kann sich jeder Smartphone-Besitzer seinen eigenen Fahrkartenautomaten anlegen. Die Registrierung, bei der die für den Fahrkartenkauf notwendige PIN erstellt wird, ist teilweise noch etwas holprig, aber das wird sicherlich bald verbessert. Bezahlt wird über Kreditkarte, Lastschrifteinzug oder Vorauszahlungskonto.
Wer immer noch mit dem Auto fährt, wird über die Möglichkeit glücklich sein, den Abstellort des Fahrzeuges nach längerer Parkplatzsuche in der Kartenanwendung seines Smartphones markieren zu können, um später wieder zum Fahrzeug zurückzufinden.
2.↑ HandyTicket Deutschland, für iOS (iPhone/iPad), Android und als Java-Applet.