Film
Das muss der Himmel sein
Gestern schaltete ich abends den Fernseher an und wurde sofort von einem Film gefesselt, der schon angefangen hatte: It Must Be Heaven, eine Komödie des palästinensischen Filmemachers Elia Suleiman.[1] Sein Autor und Hauptprotagonist als stiller Beobachter E.S. erinnerte mich an die Figuren Marcovaldo und Palomar in den gleichfalls episodischen Erzählbänden von Italino Calvino ‒ so dass ich mir kaum vorstellen kann, Suleiman habe Calvino nicht gelesen. Die scheinbar naive Kontemplativität evoziert ebenso Jacques Tati in Mon oncle und die unbeugsame Schweigsamkeit, die E.S. auszeichnet, Buster Keaton, der in seinen Stummfilmkomödien ganz ohne Worte (Zwischentitel) auskam. Nahostkonflikt und Fremdsein im Exil werden in einer poetischen Bilderfolge auf eine Weise thematisiert, die Wiedererkennungsmomente auch für jemanden anbietet, der wie ich das Glück hat nicht seiner Heimat beraubt zu sein oder in seiner Selbstbestimmtheit eingeschränkt zu werden. Vielleicht aber auch in jenem Nice to meet you mit seiner freundlichen Gleichgültigkeit; von den verschiedenen Wiedererkennungsmöglichkeiten ist die angenehmste ja nicht immer die passendste. Paris und New York habe ich manchmal schon so erlebt, wie sich diese ‒ als Beispiele zu verstehende ‒ Städte in der einen oder anderen Episode zeigen. Nazareth, die Geburtsstadt von E.S. und Suleiman, erscheint als betrogenes und trügerisches Paradies. Die absurd überspitzten Bilder, die manchmal in phantastische Fabulation übergehen, entlarven komische und unheimliche Aspekte der gesellschaftlichen Ordnung, die an den verschiedenen Orten gewisse Gemeinsamkeiten aufweist, lassen aber auch manchmal eine Poesie des Alltags aufscheinen, die ein aufmerksames Auge in unscheinbaren Einzelheiten entdeckt. Manche Bilder suggerieren einen metaphorischen Subtext. Dessen Entschlüsselung liegt in der Interpretation des Betrachters.