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Manch einer sieht in Facebook gar eine fatale Gefahr für die Privatsphäre (wie etwa Eben Moglen in seinem Vortrag Freedom in the Cloud). Doch auch jeder, der es nicht ganz so drastisch sieht, muss den Dienst äußerst kritisch sehen, wenn ihm Privatsphäre etwas wert ist. Dass der Big Brother Award in der Kategorie Kommunikation in diesem Jahr wegen ihrer zweifelhaften Datenschutzrichtlinien an Facebook (sowie an Apple) ging, ist eine fast verharmlosende Begründung angesichts der Vervielfachung der Fangarme des Datenkraken Facebook. Von diesen Fangarmen ist auf Seiten des Benutzers allerdings nicht viel mehr als eine Schaltfläche mit der Aufschrift Like zu sehen.

Es hat einen guten Grund, dass auf Werbeplakaten zunehmend ein Facebook-Link, und nicht mehr die Web-Adresse der werbenden Firma angegeben wird: Facebook bietet den Firmen eine bessere Aufschlüsselung der Aufrufe des Links und ihrer Herkunft – Besucher mit einem Benutzerkonto bei Facebook sind nicht mehr anonym. Die Frage ist also nicht, ob private Daten in Facebook durch ein mehr oder weniger gutes Passwort vor „fremden Augen” geschützt sind. Facebook ist der Krake: Das Geschäft von Facebook besteht darin, Daten der Mitglieder zu sammeln, auszuwerten, zu konfektionieren und zu verkaufen.

Die Einbettung der anklickbaren Fläche mit Beschriftung „Like” (de. „Gefällt mir”, „Empfehlen”, fr. „J’aime”, es. „Me gusta”) und einem kleinen Symbol, das einen nach oben zeigenden Daumen darstellt, verbreitet sich zunehmend auf kommerziellen und nicht-kommerziellen Web-Seiten, etwa von Nachrichtenportalen, Filmwerbeseiten, Foren, Blogs, und führt dem Kraken immer mehr Daten zu. Oberflächlich dient sie dazu, Zustimmung zur einbettenden Web-Seite an die Facebook-Freunde zu übermitteln. Das Anklicken der Fläche ist jedoch gar nicht notwendig, um Facebook über den Besuch der Seite zu informieren, in welche die Schaltfläche eingebettet ist. Die Einbettung bedingt, dass schon der Aufruf der Seite an Facebook übermittelt wird, zusammen mit dem identifizierenden Facebook-Cookie. Wenn es keinen Cookie gibt, genügt die momentane IP-Adresse, um verschiedene Seitenaufrufe einem Internet-Zugang zuzuordnen. Dadurch gelangt Facebook in die Lage, Surf-Profile seiner Mitglieder zu erstellen. Nur Seitenaufrufe von Nicht-Mitgliedern, die allerdings ebenfalls an Facebook übermittelt – und wahrscheinlich ebenfalls ausgewertet – werden, bleiben anonym. Eingebettete Schaltflächen der sozialen Netzwerke Twitter und Google+ funktionieren übrigens genauso. Dass Google für sein soziales Netzwerk die Angabe des echten Namens des Nutzers verlangt, erscheint vor diesem Hintergrund ebenfalls ziemlich verdächtig.

Auf den Unwillen von Facebook stoßen – weil sie ihren Interessen zuwiderlaufen – datenschutzfreundliche Alternativlösungen wie die Zwei-Klick-Lösung des Heise-Verlages, bei der Daten nur mit Zustimmung des Nutzers an Facebook gesendet werden. Wenigstens einige Web-Site-Betreiber hat dies nicht davon abgehalten, das ausspähende Like durch eine auf Zustimmung basierende Lösung zu ersetzen. Eine solche Lösung gefällt mir besser. Besuche von Web-Seiten, die ihre Facebook-Anbindung in der von Facebook vorgegebenen Weise gestalten, dienen hingegen den kommerziellen Interessen der 2-Milliarden-Firma Facebook (Umsatz 2010) und ihrer zahlenden Kunden. Die letzteren geben sich häufig als solche zu erkennen, indem sie den Facebook-Daumen auf ihren Werbeplakaten abbilden.

8. September 2011 von Kai Yves Linden
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