Musik
Zeit-Linie
Das prominenteste Merkmal der Musik Afrikas der Subsahara ist der Rhythmus. Seine Grundlage ist (eine zumeist nur gedachte) durchgehende Perkussion[1], deren Geschwindigkeit einem mehr oder weniger beschleunigten menschlichen Puls entspricht. Den Grundschlag (beat), der Tempo und tänzerische Bewegungen bestimmt, überlagern langsamere und schnellere Zeitschichten, die jeweils zwei oder jeweils drei Schläge zu einer Periode zusammenfassen oder die Teilung der benachbarten langsameren Schicht verdoppeln. In der raschesten bzw. dichtesten dieser Schichten wird die nicht weiter unterteilte kleinste Einheit erreicht[2], die dem antiken chronos protos[3] entspricht. Wenn das Pulsraster (pulse) unmittelbar klingend in Erscheinung tritt, dann selten in einem einzelnen Part, sondern zumeist als Resultante, zu der sich rhythmische Muster (pattern) verschiedener Stimmen (parts) vereinigen. Weiterlesen →
Garten
Urbane Agrikultur
Neulich war ich bei Freunden, die ich lange nicht gesehen hatte. Es stellte sich heraus, dass sie ihr Gemüse inzwischen fast ganz aus eigenem Anbau beziehen. Die Unzufriedenheit mit dem Angebot an Lebensmitteln, was Vielfalt, Qualität und Preis angeht, und mit den Bedingungen der Produktion hat weltweit Initiativen ausgelöst, bei denen Stadtbewohner – aber auch Landbewohner, soweit es solche im eigentlichen Sinn noch gibt – zumeist als landwirtschaftliche Dilettanten versuchen durch teilweise Selbstversorgung Alternativen zu schaffen. Das Bestreben, auf kleiner und kleinster Fläche – wie etwa einem Balkon – eine möglichst große Vielfalt zu erreichen, führt zu großem Einfallsreichtum bei den Anbaumethoden. Kartoffeln etwa können in einer durchlöcherten Tonne gedeihen. Ziergärten, bei denen Blumenbeete und Gehölzreihen eine rechteckige Rasenfläche umsäumen, verwandeln sich in dicht bewachsene bunte Laboratorien gärtnerischer Experimentierlust, in denen fast alles essbar ist. Eine Anordnung in kleinen runden Zonen statt in langen Beetreihen ermöglicht eine größere Vielfalt an Pflanzen. In Gebieten, in denen die Verteuerung der Lebensmittel eine existentielle Bedrohung darstellt, in Gebieten, in denen keine frischen Lebensmittel mehr angeboten werden, aber auch in reichen Ländern wie Deutschland, wo der Marktanteil an biologisch angebautem Obst und Gemüse vergleichsweise groß ist, erlebt der Selbstanbau eine Renaissance.
Dies und das
Lärm und Rauschen
Letztens in der Straßenbahn, als mir das im Untergrundtunnel verstärkte Rattern, Quietschen und Schleifen der Schienen es ganz unmöglich machte, dem Podcast in meinen Ohrsteckern zu folgen, musste ich über die Allgegenwart von Lärm nachdenken. Über alle Geräusche erheben sich die von einem Gongschlag eingeleiteten zweisprachigen Haltestellenansagen – Düsseldorf ist eine internationale Stadt – mit erschöpfender Aufzählung aller Anschlüsse. So begann ich die jugendlichen Fahrgäste zu verstehen, die ihre Lieblingsbeschallung so hart in ihre Ohren peitschen, dass sie als uhrwerkhaftes Zischeln im ganzen Tramwagon versprüht wird. Ja, wir leben in einem Zeitalter des Lärms, unter anderem, wie Huxley in einem aphoristischen Essay über Stille[1] bemerkte. Das englische Wort noise bedeutet allerdings auch Rauschen, und es ist vor allem dieses, als Gegenteil von Stille, das Huxley meinte. Lärm ist das Geräusch der anderen, wie es ein vielzitiertes Bonmot von Tucholsky[2] definiert, in der Straßenbahn also – um den Bogen zu Huxley zu ziehen – das unerwünschte Geräusch, das das erwünschte, durch Kopfhörer vor der Außenwelt verborgene Geräusch aus dem tragbaren Abspielgerät übertönt. Weiterlesen →
Programmierung
Bewegte Oberfläche
Die meisten Web-Seiten werden heute mit HTML (für Inhalt und Struktur), CSS (für die Darstellung) und JavaScript (für die Interaktion mit dem Benutzer und den Datenaustausch mit dem Server) gebaut. Mit JavaScript können HTML-Elemente und CSS-Stilauszeichnungen verändert, entfernt und hinzugefügt werden. Dies ermöglicht es, Seiten mit interaktiven Einblendungen und Animationen anzureichern und Inhalte vom Server nachzuladen (allerdings, was nicht unerwähnt bleiben soll, auch betrügerische Manipulationen). Zu einem großen Teil ist ein Web-Programmierer bei der Erstellung seines Codes allerdings damit beschäftigt, Kompatibilität mit den verschiedenen Browsern herzustellen. Einige erfahrene Programmierer von Webseiten schätzen den Aufwand für das logische Grundgerüst auf unter 20 % des Gesamtaufwandes und den Aufwand nur für die Anpassung an Internet Explorer in den aktuellen Versionen auf über 50 %. Weiterlesen →
Programmierung
Ersetzungen
Zu einem unixoiden System, wie es auch Linux und Mac OS X sind, gehört unbedingt eine Shell. Sicher gibt es Anwender (vielleicht die meisten), die noch nie eine Befehlszeile in eine Shell getippt haben, und lieber die Finger davon lassen. Es ist auch leicht, sich hier die Finger zu verbrennen, denn alles wird ohne Nachfrage einfach durchgeführt. Doch kann diese Schnittstelle das alltägliche Leben mit dem Computer erheblich vereinfachen, wozu schon ein kleines Vokabular ausreicht. Eine textbasierte Schnittstelle hat den Vorteil, dass sich sehr viel in eine Zeile packen lässt, was in einer grafischen Oberfläche viele Klicks voneinander entfernt ist. Eine Suche nach Dateien oder die Verarbeitung einer großen Anzahl von Dateien wird so leichter und eleganter durchgeführt. Und schließlich gibt es Dinge, die überhaupt nur über die Befehlszeilenschnittstelle bzw. mit Shell-Programmierung möglich sind. Weiterlesen →
Fotogalerien
Wald, genäht
Im Oktober (und im November am Computer) habe ich meine dritte Waldserie realisiert, an die ich schon längere Zeit gedacht habe. An den Waldstücken auf Terschelling faszinieren mich am meisten die runden Wellen der Dünen, auf denen die Bäume stehen. Diese kommen bei einem möglichst weiten Betrachtungswinkel am besten zur Geltung. Statt eines Weitwinkelobjektivs habe ich mit meinem Standardobjektiv mit 30 mm Brennweite Teilbilder für Panoramen aufgenommen. Weiterlesen →
Rezepte
Wilde Pflaumen
Gestern sind wir mit Freunden an der Urft entlang gegangen und haben Schlehen gesammelt, um diese, nach einer Idee von Jean Marie Dumaine, der das Rezept Eifel-Oliven nennt, in Salzlake einzulegen. Erst nach einer Weile ist uns aufgefallen, dass nicht alle Schlehen welche waren. Wie es scheint, mischen sich in Schlehdornhecken gern auch Zibartenbäumchen. Die Früchte von Schlehdorn (Prunus spinosa) und von Zibarte (Prunus domestica subspecies prisca) sehen sich sehr ähnlich – beides sind Pflaumenarten. Auch der Geschmack der Früchte ist ähnlich, die Zibarte aber belegt die Zunge etwas weniger und schmeckt etwas süßer und pflaumiger. Da aber die Zibarte etwas weniger Gerbstoffe enthält, bin ich nicht sicher, ob sie sich so wie Schlehen salzig einlegen lassen. Weiterlesen →
Dies und das
Gelall
Der Tod einer geliebten Person in der Familie hat mich an dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke denken lassen: Der Tod.
Da steht der Tod, ein bläulicher Absud
in einer Tasse ohne Untersatz.
Ein wunderlicher Platz für eine Tasse:
steht auf dem Rücken einer Hand. Ganz gut
erkennt man noch an dem glasierten Schwung
den Bruch des Henkels. Staubig. Und: ›Hoff-nung‹
an ihrem Bug in aufgebrauchter Schrift.Das hat der Trinker, den der Trank betrifft,
bei einem fernen Frühstück ab-gelesen.Was sind denn das für Wesen,
die man zuletzt wegschrecken muss mit Gift?Blieben sie sonst? Sind sie denn hier vernarrt
in dieses Essen voller Hindernis?
Man muss ihnen die harte Gegenwart
ausnehmen, wie ein künstliches Gebiss.
Dann lallen sie. Gelall, Gelall . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .O Sternenfall,
von einer Brücke einmal eingesehn —:
Dich nicht vergessen. Stehn!
(Die Einrückung des Anfangs der letzten Strophe wurde von mir zur Verdeutlichung der Reimbeziehung eingefügt.)
Literatur
Lyrischer Draht
Zwölf Jahre ist lyrikline.org jetzt online: Die von der Literaturwerkstatt Berlin initiierte und von verschiedenen deutschen und internationalen Partnern unterstützte Web-Site stellt Tondokumente zur Verfügung, in denen Dichterinnen und Dichter ihre Gedichte selber vortragen, zusammen mit den Texten und Übersetzungen. Die Idee ist hervorragend, denn sie bietet eine Möglichkeit, moderne und zeitgenössische Lyrik aus dem Mund der Autoren kennenzulernen, die oft nur einem engen eingeweihten Kreis bekannt sind. Weiterlesen →
Rezepte
Sommersprossenhaut
An den seeabgewandten Hängen der trockenen Dünentäler von Terschelling werden die auf den weißgelben Sand gestreuten hellgrünen Grasbüschel dichter, und dunklere Gebüschflecken behaupten sich gegen den von der ersten Dünenkette abgeschwächten Wind, der salzig meist aus Westen über die Küste streicht. Aus den Flecken ragen Holunderbüsche heraus, aber ihre Grundlage bilden Kriechweiden und – Sanddorn, an den Küsten auch Seedorn, in den Niederlanden duindorn /ˈdœʏ̯nˌdɔrn/ genannt (botanisch Hippophaë rhamnoides), ein Ölweidengewächs. Im Herbst reifen die orangeroten eiförmigen Früchte. Weiterlesen →