Philosophie

Lust und Genießen

Angeregt durch Stöbern und Blättern rund um die Nietzsche-Rezeption französischer Philosophen beschäftigen mich zur Zeit die Begriffsgebilde von Jacques Lacan, des Theoretikers der Psychoanalyse, der in den 1950er und 1960er Jahren Freud neu interpretierte und die poststrukturalistische Philosophie beeinflusste. Sie erscheinen mir teilweise schlüssig, teilweise schwer fassbar. Nun bin ich nicht philosophisch gebildet, von Grundkenntnissen abgesehen, also kaum berufen, Lacan kritisch zu betrachten oder nur zu erklären. Aber – die Begriffspaare, -dreiecke, -knoten, welche die Grundlage seiner Theorie bilden, beunruhigen, faszinieren mich – und als Künstler kann ich mir vielleicht erlauben, mich ihnen eher kreativ als wissenschaftlich zu nähern.

Leicht verständlich erscheinen mir noch [le] petit autre und [le] Grand Autre. Das (oder der) große Andere, A, entspricht in etwa dem Freudschen Über-Ich. Das (oder der) kleine andere oder Objekt klein a (objet petit a) geht über Freud hinaus, denn es hat zwar mit dem abstrakteren Es zu tun, ist aber nicht dieses, vielmehr darauf bezogen: Es steht für das Objekt des Begehrens (objet du désir), das unerreichbar ist. Das Subjekt, das auf dem Grund des Freudschen Ich steht, den abstrakteren Begriff gewissermaßen als handelnde Person auf einer Theaterbühne konkretisiert, ist Träger eines unbeseitigbaren Mangels, der aus dem Austritt aus der Gebärmutter und dem Verlust der Mutterbrust folgt. (Welche Verschiebung entsteht für Menschen, die mit der Flasche gesäugt wurden?) Das Begehren ist metonymisch, es kann von einem Objekt zu einem anderen wandern. Dem Begehren aus der Sphäre des kleinen anderen steht Lust ([le] plaisir) als Prinzip des großen Anderen gegenüber: Sie spielt mit dem Verbot, sie erhält sich durch Beherrschung und Enthaltung. Das Genießen (jouissance) will die vom Verbot gezogene Grenze überschreiten, das Begehren endgültig erfüllen. Es ist doppelt schmerzhaft, weil es einerseits das Objekt des Begehrens verfehlt – es muss den wahren Mangel, der ja unbeseitigbar ist, durch einen anderen ersetzen – und andererseits ohnehin nicht dauerhaft oder in Vollendung erfüllt werden kann – denn dies würde den Tod des Subjekts und des Genießens bedeuten. Das Genießen ist also paradox; Lacan bezeichnet es als „idiotisch” – vielleicht wegen des triebhaften Gebahrens, das ihm eigen ist. Es steht im Zusammenhang mit dem Freudschen Todestrieb und im Gegensatz zum Selbsterhaltungstrieb, der durch die Libido geprägt wird – im Spannungsfeld von Eros und Thanatos also von ersterem zu letzterem strebend.

Aber wie gesagt: Ich gebe hier mein eigenes Verständnis von Lacans Begrifflichkeit wieder, das zudem keineswegs abgeschlossen ist: Eben glaubte ich etwa den Unterschied von Lust und Begehren noch greifen zu können, im nächsten Moment entzieht er sich mir wieder. Was das Genießen – jouissance – angeht, ist es wohl nicht mit Genuss gleichzusetzen, sondern hat als Element der Terminologie lacanienne eine engere Bedeutung. Ist es möglich, das Begriffsdreieck aus dem Zusammenhang des Systems (außer Acht gelassen habe ich hier vor allem réel symbolique imaginaire, RSI – das Reale, das Symbolische, das Imaginäre) herauszulösen? Die Frage ist für mich, ob einzelne Modelle aus dem System als Steine herausgebrochen werden können, ohne darin wie in einem „großen Anderen” gefangen – vom Lacanschen System eingenommen zu werden. Vielleicht ist das System offen genug.

Gewissermaßen als Seitenbemerkung, als assoziativer Kommentar fallen mir noch die Verse aus Nietzsches Zarathustra ein (wie sie Gustav Mahler in seiner dritten Sinfonie vertonte, ohne das zwischen die Verse eingeworfene Zählen der zwölf Glockenschläge). (Die Bedeutung von Lust ist hier unbestimmter als bei Lacan.)

Oh Mensch! Gieb Acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
„Ich schlief, ich schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: –
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh -,
Lust – tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit -,
– will tiefe, tiefe Ewigkeit!”

7. Juni 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Philosophie | Schlagwörter: , , | Kommentare deaktiviert für Lust und Genießen

Rezepte

Misticanza

Misticanza (f.) (vom mittelitalienischen misticà oder misticar, mischen), in Frankreich Mesclun (m.) genannt (vom provenzalischen mesclà, mischen), ist eine Mischung von Blattsalaten und Zichorien in vielfältigen Variationen, die einst in Klostergärten schon gemischt gesät und geerntet wurden. Auch heute ist diese Art von Salat in Italien und Frankreich beliebt, wobei traditionell Wild- und Kulturpflanzen kombiniert werden. Mindestens fünf verschiedene Arten und Sorten sollten zusammenkommen. Klassische Zutaten sind das Herzstück von einem Gartensalat (Lactuca sativa), Blätter von Feldsalat (Valerianella), Endivie (Cichorium endivia), Rucola (Eruca sativa) und Portulak (Portulaca oleracea). Hinzugefügt werden können Blätter von Spinat (Spinacia oleracea), Löwenzahn (Taraxacum), Wildzichorie oder Wegwarte (Cichorium intybus), Wegericharten wie Hirschhornwegerich (Plantago coronopus) und Spitzwegerich (Plantago lanceolata), sowie junge Laubblätter von Stieleichen oder Rotbuchen. (Einen Hirschhornwegerich – auch Rappenfuß, Rabenfüßlein oder Krähenfußwegerich genannt, seltener auch, wahrscheinlich ans Italienische angelehnt, Kapuzinerbart, wo die Pflanze Piantaggine barbarella oder einfach Barbarella heißt – haben wir vor kurzem erstanden und in unser Kräuterbeet gesetzt. Die Blätter sind knackig, der Geschmack ist frisch säuerlich und leicht bitter, ein wenig an grüne unreife Walnüsse erinnernd, und je nach Standort etwas salzig.) Auch andere Wildpflanzen, die als Salatgemüse geeignet sind, kommen für Variationen der Mischung in Frage. Gern werden Varietäten nebeneinander verwendet. Zur Sättigung, besonders wenn der Salat als eigene Mahlzeit gereicht wird, werden manchmal Brotwürfel und gekochte Eier beigegeben. Eine echte Misticanza kommt aber allein mit Salatgemüse aus. Angemacht wird der Salat mit Öl, Essig und Salz.

5. Juni 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Rezepte | Schlagwörter: , , | Kommentare deaktiviert für Misticanza

Wein

Belüftung

Immer wieder erstaunt mich, wie sehr ein Rotwein durch Belüftung gewinnen kann – und mitunter wieviel mehr noch, wenn die Dauer deutlich über das bewährte Maß hinausgeht, in der Flasche oder sogar in der Karaffe. Zuletzt, am vergangenen Wochenende, war es ein Médoc Château La Tour de By von 2007, der sich mir nach mehr als 24 Stunden in der Karaffe endlich maskulin, extraktreich und dabei samtig weich offenbarte: vollreife Kirschen, Dörrobst, dunkle Schokolade mit Salz, altes Leder, während mir zuvor die Fruchtaromen von grüner Paprika und unreifer Banane, Gewürzaromen und Kirschwasserspritigkeit überdeckt schienen.

Ohne Zweifel verliert ein Wein nach einer so langen Belüftung Aromabestandteile, die ihm dann fehlen. Im günstigen Fall kommen andere Komponenten dafür mehr zur Geltung. Durch den Einfluss des Luftsauerstoffes wird ein Oxidationsprozess in Gang gesetzt. Das Karaffieren (fr. carafage) über ein, zwei, drei oder vier Stunden – entsprechend Typ und Jahrgang oder der Empfehlung des Weinhändlers – öffnet den Wein und harmonisiert die Aromen. Wird diese Zeit zu weit ausgedehnt, gehen irgendwann auch die Primäraromen der Rebfrucht verloren. Manche Weine – etwa frische, jung zu trinkende Rotweine und die meisten Weißweine – vertragen oder benötigen nur eine halbe Stunde oder weniger in der geöffneten Flasche, damit sich die durch die Flaschenlagerung entstandenen Gerüche verflüchtigen. In jedem Fall findet bei einer Belüftung (fr. aération) in der Karaffe eine Veränderung statt, die je nach Dauer vielen Jahren Lagerung entspricht. Mit etwas Glück bleibt nach einer absichtlich oder gelegentlich ausgedehnten Belüftung eines geeigneten Weins die Breite der Aromakomponenten, verschiebt sich nur oder vergrößert sich sogar, weil gebändigte Tannine die anderen Anteile durchlassen. Das Potential muss der Wein mitbringen – es kommt nichts mehr hinein, was nicht schon darin ist – und der Wein sollte noch seiner Klasse entsprechend jung genug sein. Manchmal gewinnen aber ebenso kleinere, etwa aus Kohlensäurenmaischung hervorgangene Weine, diese allerdings eher in der entkorkten Flasche (das am Abend zuvor nicht mehr getrunkene Drittel oder Viertel). Eine längere Belüftung ist stets ein spannendes Experiment, denn die Umgebung, besonders die Luft hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Ergebnis. Einige Male schon hat es mich äußerst angenehm überrascht.

31. Mai 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Wein | 1 Kommentar

Literatur

Erinnerungen um Nichts

Beckett Als ich im Herbst in Paris war, habe ich auch das Grab von Samuel Beckett auf dem Friedhof von Montparnasse besucht. Auf den Gräbern der prominenten Toten liegen oft Blumen oder andere Grabgaben. Auf dem Marmorblock, unter dem Samuel Beckett und seine Frau Suzanne liegen, fand ich eine Kreidezeichnung, die das für Beckett typische Paradox von Einfachheit und Bedeutungsoffenheit widergibt. Wird der Kopf die Augen öffnen? Wird die Lampe ausgeschaltet, eingeschaltet werden?

In Becketts Erzählungen und Texte um Nichts (Nouvelles et Textes pour rien) gibt es eine kurze Erzählung von einem Vagabunden, der in seinen Hosentaschen Kieselsteine aufbewahrt, sich mit der Hand immer wieder jedes einzelnen gesammelten Steins vergewissert, um ab und zu einen in den Mund zu nehmen und zu lutschen. Diese Erzählung vor allem hat mich 1979 (noch vor meinem Studium) zu einem Holzbläserquartett angeregt (in der etwas ungewöhnlichen Besetzung Oboe, kleine Klarinette, Altsaxofon, Fagott), dem ich den Titel Musique pour rien gab. Zwei Jahre später erschien es mir, dass mir das Stück teilweise etwas zu karg geraten war, und begann mit einer Neufassung, die ich allerdings zugunsten anderer Arbeiten wieder weglegte und dann nicht mehr fertigstellte.

Einfluss auf meine Beckett-Rezeption hatte auch ein von der Lektüre von Becketts Roman Malone meurt angeregtes Bild – es zeigt einen Mann, der nach dem Leben in Gestalt einer Frau greift – und ähnliche Bilder meines Vaters Karl Heinz Linden, die der von einem Unbekannten auf das Grab gelegten Zeichnung nicht unähnlich sind. Schon zur Zeit der Komposition des Bläserquartetts hatte ich aber in Becketts Texten auch eine Poesie gefunden, die eine zarte Wärme ausstrahlt und aus der Erinnerung an vergangenes Glück, die Hoffnung auf eine gute Wendung oder nur aus bei sich getragenen Kieselsteinen kommt. Der Abschnitt über das Dahindriften in einem Boot auf einem See mit einem Mädchen in Krapps letztem Band (Krapp’s Last Tape) ist eine Idylle aus luftiger Natur, erotischer Nähe und Zeitlosigkeit.

I lay down across her with my face in her breasts and my hand on her. We lay there without moving. But under us all moved, and moved us, gently, up and down, and from side to side.

29. Mai 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Literatur | Schlagwörter: , , , , , | Kommentare deaktiviert für Erinnerungen um Nichts

Philosophie

Intellekt und Wille

Kaum ein Autor, scheint es, wird so oft falsch zitiert wie Friedrich Nietzsche, insbesondere aus dem Zusammenhang gerissen. Allerdings neigt er eher zur polemischen, manchmal auch ironischen Überspitzung als zur differenzierten Abwägung. Mitunter legt er erfundenen Personen Worte in den Mund, von denen keines als wahres zu verstehen ist. Und nicht zuletzt hat er sich zu manchen Fragen widersprüchlich geäußert. Die Modernität von Nietzsche liegt aber gerade im programmatisch Fragmentarischen, in der Absage an eine umfassende Kosmologie.

In den Aphorismensammlungen seiner mittleren Periode sind Einsichten zu finden, bei denen es mir wert zu sein scheint, dass sie für heutige Verhältnisse weitergedacht werden. So hat er andere Unterschiede zwischen den Geschlechtern als die meisten seiner Zeitgenossen gesehen, die dem Selbstverständnis auch von heutigen Männern nicht unbedingt entsprechen. In Menschliches, Allzumenschliches heißt es im 411. Aphorismus über den weiblichen Intellekt:

[Für Solche gesagt, welche Etwas sich zurecht zu legen wissen:] die Weiber haben den Verstand, die Männer das Gemüt und die Leidenschaft. Dem widerspricht nicht, dass die Männer tatsächlich es mit ihrem Verstande so viel weiterbringen: sie haben die tieferen, gewaltigeren Antriebe; diese tragen ihren Verstand, der an sich etwas Passives ist, so weit.

Ist der „dunklere Hintergrund des Willens“ eine mit dem männlichen Geschlecht verbundene Anlage, so wie „des Weibes Art Willigkeit“ (wie die lyrische Person des weisen Mannes im 68. Aphorismus der fröhlichen Wissenschaft behauptet) – oder eher gesellschaftlich geprägt? Willensstärke kann Frauen männlich und ein Mangel daran Männer weiblich erscheinen lassen – was in beiden Fällen, je nachdem, woran der Wille sich heftet (oder worauf das Entgegenkommen sich einlässt), nicht unbedingt etwas Falsches sein muss. Beim Gegensatzpaar Gemüt und Verstand liegt der Wille auf der erstgenannten Seite. Dass das Gemüt dem Weiblichen und der Verstand dem Männlichen zugeordnet wird, erkennt Nietzsche als Projektion:

Wenn die Männer vor Allem nach einem tiefen, gemütvollen Wesen, die Weiber aber nach einem klugen, geistesgegenwärtigen und glänzenden Wesen bei der Wahl ihres Ehegenossen suchen, so sieht man im Grunde deutlich, wie der Mann nach dem idealisierten Manne, das Weib nach dem idealisierten Weibe sucht, also nicht nach Ergänzung, sondern nach Vollendung der eigenen Vorzüge.

27. Mai 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Philosophie | Schlagwörter: , | Kommentare deaktiviert für Intellekt und Wille

Programmierung

Wege durch den Schutzwall

Der Stein rollt, aber es bröckelt: Änderungen, die es leichter machen sollten, sich durch eine Firewall mit einem JMX-Server zu verbinden, wurden diese Woche aus der Feature-Liste für Java 7 gestrichen. Begründet wurde der Schritt mit der zu knapp gewordenen Zeit: Schließlich soll Java 7 nun endlich Anfang Juni fertig und Ende Juli allgemein verfügbar sein.

(Java Management Extensions – JMX, mit Java 5 eingeführt und in Java 6 stark erweitert, ist eine Spezifikation zur Verwaltung und Überwachung der Java VM – der virtuellen Maschine der Java-Laufzeitumgebung – und von instrumentierten Java-Anwendungen. Ein Agent stellt eine Schnittstelle zum Auffinden und den Zugriff auf managed beans bereit, kurz auch MBeans, „Kaffeebohnen“ zum Management von Ressourcen. Mit einer Client-Applikation, etwa dem mit dem Java Development Kit mitgelieferten JConsole, kann ein Anwender, i.A. ein Systemadministrator, Abfragen gegen diese Schnittstelle durchführen, um Informationen über den Zustand der VM zu erhalten oder einer in der VM laufenden Anwendung – sofern diese ein entsprechendes MBean exponiert – und auch Operationen auf den Bohnen auszuführen.)

Ein Problem mit der Konnektivität ergibt sich bei JConsole – welches sich über RMI (Remote Method Interface) mit dem JMX Agent verbindet – wenn sich der Agent hinter einer Firewall befindet. RMI wählt den Port für die Rückgabe normalerweise dynamisch und willkürlich. Beim Standard-JMX-Agent kann jedoch nur der Port, auf dem RMI auf Verbindungsanfragen lauscht, als Parameter angegeben werden, sodass also der Port für den Austausch zwischen den Objekten nicht vorab in der Firewall freigeschaltet werden kann.

Es gibt aber einen Ausweg aus dieser Situation. Dieser nutzt das dynamische Laden von Agenten durch die VM aus. Ein eigener Agent muss lediglich eine RMI-Registry mit dem einen Port und einen JMXConnectorServer mit dem anderen Port instanzieren. Weil dieser Umweg nicht ganz einfach und auch nicht unproblematisch ist, enttäuscht es ein wenig, dass die konfiguratorische Lösung, die ursprünglich für Java 7 versprochen wurde, wieder auf sich warten lassen wird. Das Grundrezept für die programmatische Lösung, die nun weiter Bestand haben wird, wird im Java SE Monitoring and Management Guide in einem Abschnitt zur Problematik beschrieben.

21. Mai 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Programmierung | Schlagwörter: , | Kommentare deaktiviert für Wege durch den Schutzwall

Garten

Bistorta

Bistorta Wiesenknöterich, wegen der S-Form seiner Rhizome auch Schlangenknöterich genannt, botanisch Polygonum bistorta oder Bistorta officinalis (soviel wie „Zwiegedrehte“, was sich ebenfalls auf die Wurzel bezieht), ist vor allem auf feuchten Wiesen und in Torfmooren zu finden, wegen seiner hübschen zylindrischen Blütenstände auch in Gärten, wo sich der Boden für diesen Nässezeiger eignet. Die Blüten sind bei Insekten als Nahrungsquelle beliebt. Als Wildgemüse eignet sich die Pflanze wegen ihres Gehalts an Eiweiß, Zucker und Vitamin C. Außerdem enthält sie Gerbstoffe und Oxalsäure. Der Geschmack der Blätter erinnert an Spinat und Mangold. Sie können von April bis August geerntet werden und eignen sich roh als Grundlage von Salaten und gekocht als Hauptzutat oder zusammen mit Mangold oder anderem Blattgemüse in Gemüsetorten, Aufläufen, Pürrees. Jean-Marie Dumaine bereitet aus ihnen mit Nudelplatten und Bergkäsestreifen (und ein paar weiteren Zutaten) deliziöse Rouladen. (Das Rezept hat er in seiner hervorragenden Wildpflanzenküche veröffentlicht.)

8. Mai 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Garten | Schlagwörter: , , , | Kommentare deaktiviert für Bistorta

Fotogalerien

Wald

Wald Letztens bei einer Wanderung im Sauerland haben die rhythmischen Gruppen meinen Blick gefesselt, die duch einzelne aus dem umgebenden Schatten herausleuchtende Baumstämme entstehen. Schon als Kind hat mich bei Autofahrten durch Wälder die sich durch Betrachtungspunkt und -winkel ändernde räumliche Anordnung der Baumstämme fasziniert, sowie nachts das Abtasten des von den Baumstämmen gebildeten Raums durch die vorbeistreifenden Scheinwerfer. Bei meinen musikalischen Arbeiten habe ich mich oft an den Wald erinnert, wenn es mir darum ging, durchlässige Ebenen zu schaffen, bei denen Verdeckung und Aufdeckung sich in einem fortlaufenden Strom abwechseln. Die Fotos sind gewissermaßen Vorstudien, denn ich muss die Stylisierung noch finden, die meine Intention unterstreicht, sei es durch die Wahl von Format und Ausschnitt oder durch die Farbgebung. (Zur Fotogalerie→)

4. Mai 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Fotogalerien | Schlagwörter: , , | Kommentare deaktiviert für Wald

Programmierung

Ansicht oder Kopie?

Es lohnt sich oft, den Vertrag einer Methode zu lesen, also die Dokumentation, welche die Methode, ihre Argumente, ihre Rückgabe und die Auswirkung auf den Status des Objektes beschreibt. Bei manchen Methoden von Java-Collection-Klassen ist das besonders wichtig, denn sie liefern nicht unbedingt das, was der Name der Methode suggeriert. Z.B. gibt die Methode subList von java.util.List keine Teilkopie, sondern eine Ansicht der Instanz zurück, auf der sie aufgerufen wird. Die zurückgegebene Teilliste zeigt auf einen Teil der ursprüngliche Liste, der durch die angegebenen Indizes begrenzt wird, ist also keine Kopie. Welche Konsequenzen dies hat, veranschaulicht folgendes Beispiel, bei welchem auf eine Liste von Zeichenketten wie auf einen Stapel zugegriffen wird.

List<String> list = new LinkedList<String>();

public List<String> popItems( final int maxItems ) {
    // consider how many items are there
    int k = maxItems < list.size() ? maxItems : list.size();
    // (!!!) get the first k items (!!!)
    final List<String> subList = list.subList( 0, k );
    // remove retrieved items from the list
    list.removeAll( subList );
    // return the requested items
    return subList;
}

Die Ausführung des Codes führt zu einer Ausnahme: ConcurrentModificationException. Die ursprüngliche Liste darf nämlich nach dem Aufruf von subList, solange die Teilliste existiert (erreichbar ist), nicht strukturell verändert werden. Es dürfen dieser also keine Elemente weggenommen oder hinzugefügt werden. Strukturelle Änderungen sind nur über die erhaltene Ansicht möglich, weil diese sonst möglicherweise korrumpiert würde. Das obige Code-Schnipsel ist allerdings leicht zu reparieren, indem wir einfach den Geltungsbereich der Teilansicht begrenzen. Statt die Ansicht direkt zu verwenden, erzeugen wir mit dieser eine alleinstehende Kopie.

    // (!!!) make a copy of the first k items (!!!)
    final List<String> subList
        = new LinkedList<String>( list.subList( 0, k ) );

Ebenso ist übrigens auch eine Liste, die mit java.util.Arrays.asList erzeugt wurde, nur eine Ansicht des Feldes, das als Argument übergeben wurde. Die Komplementärmethode java.util.List.toArray dagegen erzeugt in jedem Fall ein neues Feld. Folgendes Code-Schnipsel ist demnach eine umständliche Art – wer sein Rahmenwerk kennt, benutzt dafür natürlich Arrays.copyOf – eine Kopie von einem Feld anzulegen.

    String[] stringArray = {"eins", "zwei", "drei"};
    // create a List view of the array
    List stringList = Arrays.asList( stringArray );
    // copy the list (and its backing array)
    String[] arrayCopy = (String[]) stringList.toArray();

Es ist ressourcenschonend, eine Ansicht einer Collection zu verwenden, manchmal jedoch ist es notwendig, eine Kopie anzulegen.

28. April 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Programmierung | Schlagwörter: , | Kommentare deaktiviert für Ansicht oder Kopie?

Dies und das

Pollenstaub

Selbecke Über Ostern waren alle vier meiner kleinen Familie zu Besuch bei einem befreundeten Paar, das ein kleines Haus im Sauerland hat. Einen solch ungewöhnlich warmen und trockenen Frühling hat es in jenen Breiten lange nicht gegeben. Ein kühler Ostwind milderte die Wärme des Sonnenlichts etwas ab, und so waren unsere Wanderungen nicht nur beschaulich, sondern auch erfrischend. In den meisten Dörfern musste das Osterfeuer ausbleiben, weil der Funkenflug Waldbrände hätte auslösen können. Durch die Trockenheit begünstigt stiegen aus den Fichtenwäldern immer wieder große Schwaden von Pollenstaub hervor, die manchmal an übergroße Wasserfontänen, manchmal an Rauchschwaden erinnerten. Die Luft war überall und durch und durch von gelbgrünen Fichtenpollen geschwängert. Der Pollenstaub verstärkte die Wirkung des Dunstes, so dass entferntere Anhöhen ganz in einem milchigen Nebel verschwanden.

26. April 2011 von Kai Yves Linden
Kategorien: Dies und das | Schlagwörter: | Kommentare deaktiviert für Pollenstaub

← Ältere Artikel

Neuere Artikel →