Rezepte
Purpurmäntlein und schwarzes Käpplein
Hagebutten zu entkernen ist eine zeitaufwendige Arbeit, aber ihr aparter Geschmack lohnt das mühsame Herauszupfen der Kerne, das am besten mit einer Messerspitze oder Pinzette vorgenommen wird, um nicht zuviel vom Fruchtmus zu verlieren, das an ihnen klebt. Aus Hagebutten lässt sich nicht nur Marmelade herstellen. Die Früchte der Rose können ebensogut an Stelle von Tomaten als Belag eines Gemüsekuchens oder in Füllungen verwendet werden. Der süßliche, mild säuerliche Geschmack des orangeroten Muses erinnert an Tomatenpüree, der herbere der aus dem Blütenboden gebildeten scharlachroten Schalen an schwarze Johannisbeeren. Weiterlesen →
Dies und das
Strix aluco
Der Mond nimmt schon wieder ab. Doch schon vor zwei Tagen, als der volle Mond noch von der Wolkendecke verschleiert war, die eine Woche lang mit schwankender Regenlast über uns hinweggezogen ist, hat „unser” Waldkauz schon nachts lange gerufen. Möge seine Brautsuche erfolgreich sein. Jedenfalls ist er mit seinem Huh, Huhu, Huhuhu (eine schöne flötenhafte Portato-Repetition) und langgezogen im Ton abfallenden Huuuh sehr ausdauernd. Das Zwiegespräch eines Käuzchenpaares soll viel leiser sein, was unmittelbar nachvollziehbar ist, da die Nähe, welche die Paarung mit sich bringt, mehr Zärtlichkeit als Lautstärke verlangt. Dann werde ich die Lockrufe des Männchens vermissen, welche den gegenüber dem Lärm des Tages gedämpften Klang der städtischen Nacht ungewohnt märchenhaft färben.
Rezepte
Schweinpilz
Von den Hypothesen zur Herkunft des deutschen Namens Steinpilz des Boletus edulis[1] leuchtet mir die einer Lautverschiebung aus der Eindeutschung des italienischen Namens porcino am ehesten ein, welcher wiederum auf das lateinische Wort für Schwein porcus zurückgeht. Einige Etymologen führen den Vergleich mit einem Stein auf die Festigkeit des Fleisches zurück ‒ was ein wenig übertrieben erscheint ‒ andere auf Form und Oberfläche, die besonders bei nasser Witterung an einen von einem Wasserlauf abgerundeten Stein erinnert.[2] Mancherorts wird er auch Herrenpilz genannt, denn im Mittelalter war das Sammeln dieses Pilzes der „Herrschaft” vorbehalten. Man muss heute nicht steinreich sein, um Steinpilze auf dem Markt kaufen zu können, aber bei einem Kilopreis zwischen 40 und 80 Euro handelt es sich um ein nicht ganz kostengünstiges Vergnügen. Weiterlesen →
Programmierung
Versionen
Es soll noch Teams von Software-Entwicklern geben, die ohne ein Versionsverwaltungssystem auskommen und die Versionsverwaltung ihrer Projekte ganz von Hand durchführen. Dabei lohnt sich der Einsatz eines Systems für die Versionsverwaltung (en. version control system, VCS), auch Quellenverwaltung (en. source control management, SCM) genannt, immer, auch wenn die Projekte von geringem Umfang sind. Und bereits für einen einzelnen Entwickler bietet es unverzichtbare Funktionalität. Und auch für die Verwaltung der Versionen von Dateien in einem Kontext außerhalb der Entwicklung von Software, z.B. von Entwurfsquellen für Design- oder Architekturprojekte, ja sogar bei der Erstellung von umfangreichen strukturierten Texten, kann ein solches System sehr hilfreich sein. Natürlich gibt es einen Anfangsaufwand bei der Einführung und eine Lernkurve bezüglich des Umgangs mit dem Werkzeug – aber der Einsatz wird sicher bald mit einer Vereinfachung der Abläufe, Nachvollziehbarkeit von Ständen und geringerer Wahrscheinlichkeit von Fehlern belohnt. Weiterlesen →
Philosophie
Ohnehin schon nackt
Steve Jobs, Andersdenker und Qualitätsfanatiker, ist tot. Gestern erlag der Mitbegründer von Apple, sieben Jahren nachdem ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse bei ihm diagnostiziert wurde, der Krebserkrankung, von der er zunehmend gezeichnet war. Sie hielt ihn, Idol eines kreativen Kapitalismus, nicht davon ab, weiter als Visionär und „Evangelist” innovativer Computer-Produkte tätig zu sein. Aus seiner 2005 zur akademischen Abschlussfeier an der Stanford University gehaltenen Rede (Commencement Speech) wurde schon oft zitiert. Einen Abschnitt möchte ich dennoch hier noch einmal wiedergeben, denn er umreisst den Kern seiner praktischen Lebensweisheit, der in seiner Einfachheit universal anwendbar ist. Weiterlesen →
Musik
Spiele
Heutzutage ist ein Klavier kein selbstverständliches Möbelstück eines bürgerlichen Haushaltes mehr. Von einer Stadtplage „Clavierseuche”, wie sie der Musikkritiker Eduard Hanslick in der Mitte des 19. Jahrhunderts sah, ist folglich schon länger keine Rede mehr. Musik kommt heute vielmehr meistens aus der Konserve, und dies bei weitem allgegenwärtiger als es das Geklimper gut erzogener Mädchen je sein konnte, zuhause, im Auto, beim Einkauf, beim Haarschnitt. Mochte es auch nicht erhebend sein, Tonleitern und Holpern mithören zu müssen, ist das Verschwinden des Klaviers doch schade – einfach, weil es kaum einen besseren Weg gibt, Verständnis für Musik zu erlangen, als sie selber zu spielen – soweit nicht nur die Hände spielen… Weiterlesen →
Lebensmittel
Schokolade mit Lavendel
Lavendelblüten werden als Duftstoff und in der Küche als Gewürz verwendet, in jüngerer Zeit auch in Desserts. Vor zweieinhalb Jahren entdeckte ich bei einem Einkauf in einem Supermarkt in Belgien unweit der deutschen Grenze mit Lavendelöl parfümierte Milchschokolade. Unter denen, die hier für kleine Wanderungen unterwegs waren, war ich der einzige, dem sie schmeckte, aber ich war begeistert. Allerdings schlug die aparte Geschmackserfahrung auch bei mir einmal in leichte Übelkeit um, als mein Leckermaul nicht mehr genug davon bekam. Maßvoll genossen, beschert die Kombination von Lavendel und Schokolade ein ganz besonderes Geschmackserlebnis. Die Aromen oszillieren im Mund eher als dass sie verschmelzen – wobei der Kakaoanteil nicht zu hoch sein sollte, weil sonst der bittere Eindruck überwiegt. Weiterlesen →
Lebensmittel
Herbst
Der Herbst ist da. Das Licht wird milder, Kastanien liegen auf den Wegen – und es gibt die ersten Berlepsch. Wegen des warmen Frühlings in diesem Jahr wurden die Früchte zwei Wochen früher als sonst gepflückt. Zwei, drei Wochen nach der Ernte sind sie dann genussreif. So habe ich heute mein Frühstücksmüesli wieder mit Apfelwürfelchen und Rosinen statt mit Beeren zubereitet. Ich liebe das Knacken der Samenkörner von Himbeeren oder Brombeeren im Mund, aber mit Zitronensaft beträufelte Apfelstücke sind auch wunderbar lecker. Und Berlepsch ist der wohlschmeckendste Apfel, den ich kenne. Zudem vertragen ihn selbst Pollenallergiker, die an Kreuzreaktionen mit Kernobst leiden, häufig gut. Weiterlesen →
Fotografische Praxis
Rauschabstand
Fotografieren ist mit digitalen Kameras – bzw. mit automatischer Einstellung von Belichtung und Fokus, eine Technologie, die in den 1980er Jahren eingeführt wurde (als auch die ersten digitalen Kameras entwickelt wurden) – fraglos einfacher geworden. Um ein zufrieden stellendes Foto zu machen genügt point and click: Linse auf das Motiv halten und knipsen. Wenn es um mehr als nur einen Schnappschuss geht, gibt es allerdings noch etwas Spielraum. Keine Kamera stellt automatisch die beste Belichtung für eine beliebige Situation ein – abgesehen davon, dass die Situation für die Automatik oft zu komplex ist, gibt es bei jedem Motiv nicht nur eine Art, es zu sehen. Weiterlesen →
Philosophie
Ausgangspunkt
Vor einigen Jahren – mit neunzehn oder zwanzig – habe ich mir die Worte von Man Ray notiert, in denen er seine Kunstauffassung und Herangehensweise als Künstler zusammenfasst – eine Art Mini-Manifest. Auch heute finde ich meine eigene Auffassung – oder besser gesagt, Empfindung – in den einfachen Worten wieder: Eine Linie, ein Dreieck, ein Gesicht, ein Ei… können Ausgangspunkt für ein Abenteuer sein. Weiterlesen →